Wie lernt man als Taubblinder zu kommunizieren?

Es kommt immer darauf an, wann die Taubblindheit eingetreten ist. Es gibt Menschen, die von Geburt an taubblind sind. Ihre Welt ist immer das, was greifbar um ihre Arme und Füße herum ist – was sie unmittelbar erfahren können. Um mit den Kindern eine Kommunikation aufzubauen, braucht es sehr, sehr viel Körperkontakt und viel Zeit. Oft beginnt es so, dass Eltern/ Bezugspersonen mit Gegenständen (sogenannte Bezugsobjekte) kommunizieren.

Ein bestimmter Gegenstand symbolisiert eine Aktivität (z.B. kleine Schuhe für Spazieren, Badehose für Schwimmen, Ball für Spielen, Löffel für Essen …). Die Kinder bekommen dieses Symbol in die Hand zum ertasten und danach folgt die Aktivität. Somit lernen die Kinder, das Symbol mit der Aktivität zu verknüpfen und wissen dann, was damit gemeint ist.

Das kann immer mehr ausgeweitet werden. Z.B. haben taubblinde Kinder in Schulen eine Art Regalwand. Jedes Fach steht für einen Wochentag. Darin sind dann die Bezugsobjekte zum Fühlen, die dem Kind anzeigen, was an welchem Tag stattfindet. In einem weiteren Schritt werden dann nicht nur die Bezugsobjekte gezeigt, sondern immer eine bestimmte Gebärde/ Geste/ Zeichen mit den Händen des Kindes oder am Körper des Kindes gemacht. Irgendwann, wenn es dem Kind möglich ist, kann man das Abfühlen der Gegenstände durch das Formen von Gebärden/ oder Körperzeichen nach und nach ersetzen. Aber, das ist ein sehr langer Weg. Wichtig ist, die Gebärden können nicht einfach so in der Luft gemacht werden. Es muss immer körpernah und gemeinsam mit den Händen des Kindes geformt werden.

Bei Menschen, die später von Taubblindheit betroffen sind, ist der Erhalt der Kommunikation sehr wichtig. Wenn ein Mensch z.B. gehörlos geboren ist, dann ist er in der Regel mit der Gebärdensprache aufgewachsen und es bleibt seine geliebte Muttersprache. Kommt dann später die Augenerkrankung hinzu, müssen die Menschen oft auf abgefühlte Gebärden umsteigen (taktiles Gebärden). Eine Person gebärdet und die taubblinde Person legt ihre Hände auf die gebärdenden Hände und kann so die Gebärden verstehen.
Diese Menschen haben auch eine Vorstellung von Buchstaben und Wörtern aus der Zeit, in der sie noch sehen konnten. So kann man auch große Druckbuchstaben mit dem Finger in die Handinnenfläche schreiben. Und darüber ist es auch möglich das Handalphabet Lormen zu lernen: Man schreibt den Druckbuchstaben in die Handinnenfläche und zeigt die Berührung auf dem jeweiligen Finger dazu. So kann man z.B. Schritt für Schritt das Lormen üben.

Manche Menschen haben noch einen winzigen Sehrest. Für sie schreiben wir mit dicken schwarzen Stift die Buchstaben groß auf und zeigen dann dazu die Berührung auf der Hand für das Lormen. Das Lormen können sie auch gut auf verschiedenen Youtube Videos sehen. So ist jeder Mensch sehr verschieden, und man muss immer schauen, was er an Voraussetzung mitbringt (einen Sehrest, einen Hörrest). Somit ist auch das Lernen für jeden sehr unterschiedlich.