Wenn Ihr hundert Menschen mit Cochlea-Implantat (CI) fragen würdet, wie sich das „Hören mit CI“ anders anhört, als bei jemandem „mit guten Ohren“, würdet Ihr sicherlich hundert verschiedene Antworten bekommen, denn „Hören“ ist sehr subjektiv und viele, die heute ein CI tragen, waren vorher schon ihr Leben lang schwerhörig oder taub. Jemand, der schon von Geburt oder klein auf ein Hörgeräte getragen hat oder gehörlos war, hat also nie „mit guten Ohren gehört“ und kann sich das nur ungefähr vorstellen, wie sich das „gute Hören“ anhört. Andere wiederum, die aufgrund einer Krankheit oder Unfalls spät(er) ertaubt sind, die also schon mal „gut gehört haben“, sprechen von einem „mechanischen“, „metallischen“ oder „piepsigen“ oder aber als „angenehmen“ und „relativ natürlichen“ Klang.
Aber es gibt hier aus unserer Sicht als CI-Träger noch etwas ganz Wichtiges, was Euch „Guthörenden“ vielleicht gar nicht so bewusst ist: Hören und Verstehen sind zwei verschiedene Dinge! Das heißt, auch wenn wir mit dem CI hören können, verstehen wir automatisch noch lange nicht alles! Und das würde ich Euch auch gerne kurz erklären: Wie ein normales/gut hörendes Ohr funktioniert, wisst Ihr – beim CI nimmt der verbaute Sprachprozessor den von außerhalb des Ohres kommenden Schall auf und generiert über die Elektroden ein eigenes elektrisches Signal.
Mit dem CI wird das natürliche Hören durch elektrisches Hören ersetzt, wir sind also so eine Art Cyborg. Diese elektrischen Signale sind dem Gehirn in dieser Form jedoch nicht bekannt. Dem Menschen fehlt also die Bedeutung. Deswegen muss ein CI-Träger eine Art Fremdsprache erlernen. Wenn das Gerät nach der OP zum ersten Mal aktiviert wird, nimmt er zwar Geräusche und Sprache akustisch wahr, versteht sie allerdings nicht. Das Gehirn erkennt zum Beispiel am Anfang auch nicht, dass das Vogelgezwitscher ist, was man da hört oder das Rauschen des Wassers aus dem Wasserhahn oder das Geräusch von Autos – das muss alles über das Gehirn zugeordnet und eingeprägt werden. Glücklicherweise geht es relativ schnell, bis unser Gehirn die „neue Fremdsprache“ erlernt hat. Es kann bis zu ein paar Wochen dauern, bis man Zahlen und erste Wörter versteht, und nach einem Jahr dann auch fließende Sprache in einem natürlichen Umfeld. Und mit diesem „Verstehen“ programmiert dann das Gehirn auch das Empfinden um, so dass man mit einem CI die gesprochenen Wörter und Sätze in den meisten Fällen nicht mehr als metallisch oder mechanisch sondern als normal empfindet.